Octopus - kultur 88 - Juli 2012

Mit dem Ballett Octopus des französischen Choreographie-Stars Philippe Decouflé begannen die Mai-Tanztage in der Oper, ein echtes Festival im Rahmen der Reihe „Highlights des internationalen Tanzes“. Octopus ist ein Opus für acht tanzende Körper, die sich mit unglaublicher Virtuosität zu immer neuen Szenen formieren. Es geht um Sehnsüchte, Illusionen und geschlechtliche Ambivalenzen. Aus der Tänzerin im Hochzeitskleid wird ein Bräutigam. Eine vielarmige Göttin zeigt beim Abgehen ihre nackte Kehrseite. Männer und Frauen in glänzend schwarzen Slips marschieren auf High-Heels über die Bühne. Ein per Video zugespielter weiblicher Zungentanz grenzt ans Obszöne; kühle Erotik mischt sich elegant mit Mythen und exstatischen Emotionen.
Der Text „Hermétiquement ouverte“ von Gherasim Luca (hier in deutscher Übersetzung mit der Stimme des Bonner Schauspielers Wolfgang Rüter) verweist auf die Absurdität aller Deutungsmuster. Es geht in Octopus um widersprüchliche Gefühle und assoziative Gedankensprünge. Der Musiker Pierre Le Bourgeois entfacht dazu mit Cello und Schlagzeug ein rhythmisches Feuerwerk, dessen gelegentliche Lautstärke an die Schmerzgrenze reicht. Ein Ereignis ist der Sänger Labyala Nosfell, dessen Stimme Abgründe aufreißt, sich aber auch in himmlische Höhen schwingt. Nach atemberaubenden 90 Minuten wollte der Beifallssturm für dieses tänzerisch fulminante Gesamtkunstwerk kaum enden.

Dienstag, 06.11.2012

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