Spaß um die Ecke - kultur 62 - Januar 2010

A Toiletman in Cologne - Spaß um die Ecke: Dave Davis’ 1. Soloprogramm

Es ist soweit: Dave Davis, doppelter Gewinner des diesjährigen Prix Pantheon (Publikumspreis und Fernsehpreis, s. kultur 58) und Mitglied des neu gegründeten Pantheonensembles, hat sein erstes Soloprogramm fertiggestellt, mit dem er am 1.12. Premiere im Pantheon feierte.
Hierin lernt das Publikum Davis’ Bühnenfigur Motombo Umbokko, Toilettenmann bei McDonald’s in Köln, richtig kennen, nachdem der Prix-Pantheon und Motombos Auftritt im ers­ten Programm des Pantheon-Ensembles (s. kultur 59) Lust auf Mehr gemacht hatten.
Als Motombo spielt Davis einerseits mit dem klischeehaften Bild, das der deutsche Durchschnittsbürger sich von Afrika macht: Wüste, wilde Tiere, VooDoo, wenig Bildung, diverse Gefahren. Motombo berichtet von seinem Herkunftsort Nfuddu, seinem taubstummen, aber stets für eine Lebensweisheit guten Onkel, seiner Mama und seinen Geschwistern.
Anderseits beweist Motombo, erst seit kurzem in Deutschland und noch dabei, sich durch den Behördendschungel zu kämpfen und seinen Platz in der Gesellschaft zu finden, große Unvoreingenommenheit im Neuland. Neugierig beobachtet er seine Umwelt, wobei es sich jedoch kaum vermeiden lässt, Missstände und Absonderlichkeiten im Umgang der Deutschen mit ihren Mitmenschen mit „Migrationshintergrund“ zu entlarven. Doch hier gelingt es Davis bestens, nicht mit erhobenem Zeigefinger aus der Rolle herauszutreten und von seinen Erfahrungen als gebürtiger Kölner (*1973) mit Ausbildung als Versicherungskaufmann, Hochschulabschluss (Bachelor in Recording Arts) und Berufserfahrung als selbständiger Komponist und Produzent, und/aber mit unübersehbarer afrikanischer Abstammung (Uganda) zu berichten, die wohl an der Unvoreingenommenheit so manchen „Bürgers mit fehlendem Migrationshintergrund“ zweifeln lassen wird. Nein – auf der Bühne steht Motombo, und der beweist unendliche Geduld mit seinen Mitmenschen, allenfalls Erstaunen.
Motombo berichtet von seinem Arbeitsalltag, seinen Kollegen (z.B. der „horizontal benachteiligten“, d.h übergewichtigen Bettina) und Freunden (Beton-Micha, einem Bauarbeiter mit verwöhntem unter ADS leidenden Hündchen Hilti (!), als dessen Patenonkel sich Motombo schnell qualifiziert hat), und seinen Erfahrungen mit den deutschen Behörden - die ihn doch oft zu seinem charakteristischen „Junge, Junge, Junge“ hinreißen lassen.
Motombo spricht gebrochenes Deutsch mit „afrikanischem“ Dialekt (U statt Ü, falsche Fälle...), konsequent durchgehalten, was umso mehr beeindruckt, wenn Davis an anderer Stelle nicht nur selbstverständlich perfektes Deutsch spricht, sondern vielmehr problemlos und authentisch ins Kölsche oder Bayerische wechselt.
Zudem ist Davis ein Meister der Sprachspiele, was für eine umso höhere Pointendichte, teilweise mit tiefschwarzem Humor, sorgt, allerdings auf unterschiedlichem Niveau: „Rastafahndung“ / Sanifair, die Toilettenmafia im Zuge der „Klobalisierung“...
Noch reichte das Programm zeitlich nicht ganz aus für einen langen Soloabend, was Davis/Motombo mit zwei ausgedehnteren Runden durch das Publikum überbrückte und dabei große Spontaneität und Improvisationstalent bewies – auch zur Freude vieler Zuschauer, die mit Bananen bedacht wurden...
Richtig gut und für künftige Programme sicherlich noch ausweitbar sind Davis’ Lieder: gute Stimme, originelle Cover-Texte, selbst begleitet auf der „afrikanischen Klapp-Wurf-Zither“ (Gitarre), z.B. seine Ballade vom Toiletman in Cologne in Anlehnung an Sting, „Ich warte schon so lange auf ein Dokument...“ frei nach Ich&Ichs "So soll es bleiben" (nur dass es das bei Motombo nicht soll), und zum krönenden Abschluss „Bei Motombo geht’s allen gut“ in Abwandlung des Banana Boat Songs. Das sah das Publikum auch so – mehr davon! J.S.

Aufführungsdauer: ca. 2 Std. (inkl. Pause)

Mittwoch, 05.01.2011

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