Liebe, das ist leicht gesagt - kultur 86 - Mai 2012

Liebe, das ist leicht gesagt - Songs und Texte von B. Brecht in den Kammerspielen: Bittersüße Frivolitäten

Der knorrige Baum und das lange rote Sofa stammen aus dem Fundus, die frechen Lieder und Gedichte wirken jedoch kaum angestaubt in der amüsanten Brecht-Revision, inszeniert von Thomas Goritzky und musikalisch geleitet von Michael Barfuß. Bei den offenen Geheimnissen und harten Nüssen des Liebeslebens hat der Dichter Brecht kein Blatt vor den Mund genommen. Da mischen sich schon mal ein paar kecke und nicht ganz jugendfreie Unverschämtheiten in die Sehnsucht, die die Geschlechter immer wieder zusammentreibt. Die „Ballade von der sexuellen Hörigkeit“ darf ebenso wenig fehlen wie der graue „Schnee vom vergangenen Jahr“ und die poetische Wolke ungeheuer weit oben, die übrig geblieben ist von der „Erinnerung an Marie A“.
„Wenn sie trinkt, fällt sie in jedes Bett“, klagt Arne Lenk, der einzige Mann im animierten Gesangsquartett. Von Mandelay und dem Moon of Alabama singen sie, von Verführung und Verzicht. Die Damen in elegantem Schwarz, räkeln sich gern lasziv auf dem Sofa und zelebrieren lustvoll die verderbte Unschuld. „Denn wie man sich bettet, so liegt man“, behauptet mit kokettem Hüftschwung die kapriziöse Maria Munkert, „Und wenn einer tritt, dann bin ich es…“. Nina Tomczak leiht ihren Operetten-Sopran dem unverwüstlichen Bilbao-Mond, Susanne Bredehöft knallt dem Surabaya-Johnny ihre Wut um die Ohren („Nimm doch die Pfeife aus dem Maul, du Hund!“) und hat einen großen Auftritt als „alte Fose“, die den jüngeren Kolleginnen wie eine obszöne Märchentante das nächtliche Geschäft erklärt.
Tja, „und dann muss man sich doch einfach hinlegen“, weil einer kommt, dessen Kragen auch am Sonntag nicht weiß ist, und der nicht weiß, wie man sich bei einer Dame benimmt. Das „ertrunkene Mädchen“ landet im Meer, wo selbst Gott es vergisst; tödliches Liebesleid wärmt keine Glieder; die kurze Zeit des Begehrens ist zu nutzen vor dem Zähneklappern. „Des Morgens nüchterner Abschied“ beleuchtet die verstummende Begierde. Witzig tauchen einige Texte in verschiedenen Interpretationen auf, Zärtlichkeit mischt sich mit rotzfrechem Aufbegehren, Melancholie mit Leidenschaft. Eine Klasse für sich ist die fünfköpfige Band, die den Spaß mehr als nur begleitet. Klaus Wages (Schlagzeug, singende Säge u. a.) lässt die Fetzen fliegen, Lothar van Staa und Ebasa begeistern mit verschiedenen Blasinstrumenten, Wolfgang Engelbertz liefert mit Bass und Gitarre das Fundament, Martin Morgenstern haut an Klavier und Orgel in die Tasten.
Leicht verrucht und gelegentlich leise poetisch liefern sie alle den facettenreichen Sound der (überwiegend fleischlichen) Liebe, nach der man erst fragt, wenn die Blü­tenträume verweht und die reifen Früchte bitter geworden sind. Leicht gesagt ist vieles im Liebesleben. Bei der zweiten, fast ausverkauften Vorstellung erklatschte sich das vergnügte Publikum von den durch viel Beifall motivierten Akteuren noch zwei Zugaben. E.E.-K.
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Spieldauer ca. 90 Minuten, keine Pause
Die nächsten Termine:
5.05.12 // 25.05.12 // 19.06.12 // 24.06.12 // 8.07.12

Donnerstag, 25.10.2012

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