Cinderella - kultur 38 - Juni 2007

Katzenzauber beim Punk-Prinzenball - Cinderella als Kinderoper von Peter Maxwell Davies im Alten Malersaal

Au-Pair-Mädchen bei der Witwe Knurrig: Das ist wirklich nur in der Oper zu ertragen. Im Beueler Alten Malersaal hat der Regisseur Mark Daniel Hirsch die 1980 uraufgeführte Kinderoper Cinderella des britischen Komponisten Peter Maxwell Davies mit soviel skurrilem Witz und pfiffigen Ideen für die Generation Potter aufgepeppt, dass es an der glänzenden Zukunft des Musiktheaters gar keinen Zweifel mehr geben kann. Klar: Cinderella ist die alte Geschichte vom Aschenputtel, dem eine gütige Fee zum Märchenprinzen verhalf. Uta Heiseke hat dafür mit unendlicher Liebe zum Detail die verspielte Bühne bereitet, die hinreißend grotesken Kostüme hat Dieter Huber entworfen. Annabel Cuny vom Choreographischen Theater Bonn sorgt für die turbulente Bewegung der schrillen Partyschwalben und schnurrenden Katzenkinder.
In London, wo die schüchterne Cinderella als Au-Pair-Mädchen ihr Englisch verbessern soll (angesichts der deutschen Texte völlig aussichtslos), herrscht schon an der Victoria-Station dicke Luft. Zur Klimaverbesserung trägt Mrs. Knurrig (als irre komischer Hausdrachen: Vera Baniewicz aus dem erwachsenen Opern-Ensemble) wenig bei. Vollends höllisch wird's angesichts ihrer drei Töchter Medusa, Hekate und Dragonia. Die hochnäsigen jungen Ladys scheuchen Cinderella herum, dass ihr die Tränen kommen: „Wasch meinen String-Tanga!“ - „Putz mein Gebiss!“ Außerdem sind sie in Wirklichkeit Jungs - „Oh Lala“ lässt grüßen.
Die Generäle beim herrschaftlichen Ball sind zum Ausgleich weiblich und kapitulieren ziemlich bald vor dem Ansturm der Knurrig-Sprösslinge. Nur Mama will unbedingt einen Prinzen in der Familie haben. Glücklicherweise gibt es die samtpfötigen Underground-Cats mit einem Herz für Underdogs. Deshalb ist es von Cinderellas Tränen zu ihrem Triumph auch nur ein Katzensprung. Dass eine weiße Ratte auf der Schulter ein untrügliches Erkennungsmerkmal für zusammengehörige Königskinder ist, versteht sich von selbst. Cinderellas von der Katzenfee ermöglichter großer Punk-Lady-Auftritt bei der höfischen Brautschau zieht jedenfalls dem infernalischen Girlie-Trio aus der Hexenküche von Witwe Knurrig glatt die Stöckelschuhe aus. Die grimmigen Folgen sind bekannt.
Wie die musikalische Leiterin Sibylle Wagner am Dirigentenpult das eigens für diesen Zweck aus diversen Musikschülern rekrutierte Orchester der Kinderoper, den Vor- und Jugendchor vom Theater Bonn und die exzellenten jungen Gesangs- und Instrumental-Solisten durch fetzigen Pomp und putzige Circum­stances führt, ist phantastisch. Die ganze Aufführung ist ein Riesenspaß für Augen und Ohren. E.E.-K.

Für aufgeweckte Menschen ab 8 Jahren.

Aufführungsdauer: ca. 1 Std., ohne Pause
Im Programm bis: 17.06.07
Nächste Vorstellung: 3.06.07

Donnerstag, 06.12.2007

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