Treichel, Hans-Ulrich: Menschenflug

kultur Nr. 23 - Januar 2006

Ein Sohn, als „Ersatz“ (quasi) für den auf der Flucht verlorenen geboren, jetzt 52 Jahre alt, hat ein Buch geschrieben über seine Eltern und den Bruder, den er nie kannte. Bei einer Lesung steht der plötzlich vor ihm. Aber ist er es wirklich? Er will das nicht, keinen Bruder und keine Konfrontation mit der Vergangenheit. Was will er denn? Zu sich selber finden? Kein Ersatz sein? Er ist 52, und sein Vater starb mit 54, er hat Herzbeschwerden und glaubt plötzlich, „Auszeit“ von Ehe und Familie zu benötigen, nachdenken, reisen zu wollen und seine Herkunft und Vergangenheit gleichermaßen bewältigen zu müssen. Und das beinhaltet auch die Geschichte seiner Eltern, die aus ”dem Osten“ kamen, was ihm nie etwas gesagt und bedeutet hat, auch die Frage, was aus dem Bruder geworden ist, der als Kleinkind auf der Flucht verloren ging.
Am Schluss hebt Stephan ab und fliegt... oder träumt... oder stirbt...?


Hans-Ulrich Treichel:
Menschenflug,
Suhrkamp,
gebunden,
Juli 2005,
233 S.,
17,80 €.

Donnerstag, 19.01.2012

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