Schmidinger, Walter: Angst vor dem Glück

kultur Nr. 4 - 2/2004

Ein ganz Großer ist er, auf allen deutschen Theaterbühnen stand er, mit allen wichtigen Regisseuren hat er gearbeitet, und bequem war er nie.
Geboren wurde er 1933 in Linz, der Vater kam schwerbehindert aus dem 1. Weltkrieg, der Bruder ist im 2. gefallen, die Schwester kam ins KZ wegen der Liaison mit einem Ausländer, die Mutter verschwand, als er 10 Jahre alt war, spurlos und für immer. Der Vater brachte sich später um.
Der Junge, der Jüngling, der Mann hatte einen schweren Weg vor sich, aber ein unübersehbares Talent. Er wurde ausgebildet am Max-Reinhardt-Seminar in Wien und hatte sein erstes Festengagement bei Pempelfort in Bonn, das war 1954. Auch Film und Fernsehen bedienten sich seiner. Er selbst hat seinen Beruf immer verstanden als eine Berufung.
Diese Biographie unterscheidet sich von all den vielen anderen ganz wesentlich: Schmidinger erzählt nicht chronologisch, sondern wie es ihm einfällt - scheinbar.
Distanziert und doch ganz dicht, man lernt nicht nur ihn kennen, sondern auch die vielen, denen er auf der Bühne begegnete, sein Privatleben hält er verschlossen.
Mich hat das Buch sehr berührt, ich hörte eine Stimme, ein Schicksal wurde beleuchtet, das gemeistert zu haben höchste Achtung erfordert. Außerdem und ganz nebenbei: Wer etwas über Theater, Regie, Schauspielkunst erfahren oder lernen möchte, der wird voll auf seine Kosten kommen.
Rita Hoffmann

Walter Schmidinger, „Angst vor dem Glück“
248 Seiten
Alexander Verlag, Berlin,
15,80 €

Mittwoch, 05.01.2011

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