Jürgens, Udo/Moritz, Michaela: Der Mann mit dem Fagott

kultur Nr. 13 - 1/2005

Wie bitte? Udo Jürgens mit dem Fagott? Das ist doch der mit dem gläsernen Flügel und dem weißen Frack, er ist gerade 70 geworden und singt von “17 Jahr und blondem Haar” - hat der jetzt auch seine Memoiren geschrieben wie alle?
Nein, nicht wie alle, und er hat auch nicht selbst geschrieben. Er “erzählt die Wahrheit und doch einen Roman, und wo die Geschichte nicht ganz so war, hätte sie doch so sein können und sicher liegt die Wahrheit ganz nah”, so steht es im Vorwort.
Es ist ein dickes Buch geworden - 700 Seiten - und es ist die Geschichte der Familie Bockelmann, beginnend mit Heinrich, dem Großvater, der 1891 ausgewandert ist nach Russland. Ein junger Mann aus Bremen, der sein Glück machen wollte fern der engen Heimat, der ein erfolgreicher Bankier in Moskau wurde, ein reicher Mann mit fünf Söhnen. Ehe er Bremen verließ, hörte er “den Mann mit dem Fagott” auf der Straße spielen. Er begegnete ihm nicht, aber er traf auf ihn Jahre später in Moskau in einem Antiquitätengeschäft als bronzene Figur, die fortan sein Leben und das seiner Familie begleitete.
Es war ein aufregendes Leben, 100 Jahre Geschichte, 2 Weltkriege, Revolutionen, der Untergang einer Welt ereigneten sich, eine neue “Weltordnung” brach an, die auch schon wieder vergangen ist. Flucht, Vertreibung und Wiederanfang bestimmten die Menschen - auch die Familie Bockelmann, deren Weg von Bremen nach Russland über Schweden zurück nach Deutschland und schließlich nach Österreich ging.
Udo Jürgen Bockelmann, der Sohn eines der fünf Brüder (der Söhne von Heinrich), den man als Udo Jürgens seit 50 Jahren auf der Bühne durch seine Musik kennt, hat ein wunderschönes spannendes Familienepos geschrieben (schreiben lassen), das beinahe am Rande und sehr bescheiden-sympathisch auch seinen eigenen, nicht ganz leichten Werdegang erzählt.
Was der Mann mit dem Fagott damit zu tun hat? Nichts - und ganz viel -, bitte lesen Sie es selbst, es lohnt sich.

Udo Jürgens / Michaela Moritz: Der Mann mit dem Fagott,
Limes Verlag,
August 2004,
gebundene Ausgabe,
702 S.,
24,90 €.

Mittwoch, 05.01.2011

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