George, Elizabeth: Wo kein Zeuge ist

kultur 34 – Februar 2007

Das, meine Damen und Herren, ist kein Buch, das man erzählen kann. Man darf es aber auch nicht verschweigen, und auf gar keinen Fall darf man etwas über das Ende verlauten lassen. Soll es etwa das Ende einer Ära oder einer Serie sein? Wir, George-Fans, werden es erfahren, doch frühestens im nächsten Buch.
Dieser 13. Linley-Roman ist ein Riesen-Epos von fast 800 Seiten, genau das Richtige für ein winterliches Wochenende, oder - wie in meinem Fall - für zwei kochendheiße Hochsommertage.
Ich hatte mir überlegt, Elizabeth George, die von der Umschlagseite so sympathisch lächelt, zu fragen, wie sie es macht, ihre Gestalten aus dem untersten sozialen Milieu der Großstadt Londons so zu schildern, dass man sie lebendig vor sich sieht, obwohl man sie auch nie sehen würde, und wie sie es schafft, ihre Recherchen so minutiös zu berichten, dass man ihnen folgt, mit den Ermittlern auf der Stelle tritt, mit ihnen hungert und müde wird und verzweifelt, weil es nicht weitergeht, und schließlich aufatmet, wenn alles geklärt zu sein scheint. Aber sie lächelte nur weiter sympathisch und gab mir keine Antwort. Verbrecher und Verbrechen, dachte ich, menschliche Abgründe, Existenzen am Nullpunkt, warum beschäftigt man sich mit ihnen, schreibt und liest über sie? Aber, dachte ich, auch das ist mal ein bedenkenswerter Aspekt - ich hoffe, ich habe Sie neugierig gemacht, ohne etwas zu verraten?

Wo kein Zeuge ist
- von Elizabeth George,
Blanvalet Verlag GmbH,
Juni 2006,
797 S.,
gebunden, 22,95 €.

Donnerstag, 16.01.2014

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