Rita Hoffmann - kultur 74 - 3/2011

Neun Fragen an... Rita Hoffmann

Rita Hoffmann, seit vielen Jahren unermüdliche Helferin im Büro der Theatergemeinde BONN, „Büchervorstellerin“ in kultur mit ganz individuellem Stil und Hoffmanns Lesungen-Veranstalterin mit großer Fangemeinde, ist unglaubliche 80 Jahre alt geworden. Zu diesem Anlass haben wir ihr ein paar Fragen gestellt:

Wo sind Sie geboren und aufgewachsen?
R.H.: Am 31.01.1931, 10 vor 1 in Berlin. Bis 1938 lebte ich dort, danach in Breslau bis 1945.

Was hat Sie bewogen, eine Ausbildung als Buchhändlerin zu beginnen?
R.H.: Eine freie Stelle über das Arbeitsamt – den Beruf der Buchhändlerin kannte ich gar nicht, wir waren zu arm, um Bücher zu kaufen.

War es damals normal, als junge Frau eine Ausbildung zu beginnen? Oder war es in Ihrem Umfeld eher selten, als Frau „etwas zu lernen“?
R.H.: Ich glaube, es war normal, für mich jedenfalls, es war ja schon das 20. Jahrhundert!

Ihre Ausbildung haben Sie kurz nach Ende des Krieges begonnen. Wie können wir uns den damaligen Büchermarkt und das Leseverhalten vorstellen? (Gab es ein Aufblühen dieses Mediums nach der Zeit der gleichgeschalteten Medien? Oder hatten die Leute eher keine Zeit und andere Sorgen, anstatt sich mit Büchern zu beschäftigen?)
R.H.: Ich war schon 20, da ich zuvor mehrere Jahre krank gewesen war – es war also nicht mehr ganz kurz nach dem Krieg. Der Büchermarkt war vielleicht ein Tausendstel des heutigen. Die ersten Taschenbücher erschienen gleichzeitig mit mir. Die „Leute“ waren, glaube ich, „hung­rig“ auf alles, was es bisher nicht gab.

Wie/Warum sind Sie nach Bonn gekommen?
R.H.: 1965 kam ich von Freiburg nach Bonn, weil ich bei Freunden eine Stelle angeboten bekam, die mich lockte.

Wie haben Sie die Hauptstadtzeiten als Buchhändlerin in Godesberg empfunden?
(Eine lebhaftes Interesse zahlreicher Intellektueller an Literatur? Konservative oder eher Neuem gegenüber aufgeschlossene Leserschaft? Wie groß war die Nachfrage nach fremdsprachigen Büchern?)
R.H.: Es war eine schöne, kunterbunte, interessante Zeit. Ich habe zehn Jahre lang alle Großen unserer Branche „veranstaltet“ und kennengelernt.

Sie leben seit vielen Jahrzehnten in Bad Godesberg. Was sind Ihrer Meinung nach die bedeutendsten positiven/negativen Veränderungen in diesem Stadtteil?
R.H.: Positive Veränderungen gibt es m.E. nicht; Godesberg versinkt wieder in seinem Dornröschenschlaf.

Wir erleben Sie als stets im „Un-Ruhestand“. Womit beschäftigen Sie sich derzeit?
R.H.: Womit ich mich beschäftige? Wie immer mit Büchern, mit Vorträgen darüber, mit Lesungen.

Für kultur schreiben Sie seit vielen Jahren Literaturempfehlungen und verfolgen die Entwicklungen auf dem Buchmarkt mit großem Interesse. Schreiben Sie auch selbst Texte? / Worüber würden Sie gern mal ein Buch schreiben?
R.H.: Texte habe ich immer geschrieben – ich reise gern, z.B. darüber. Manchmal bekomme ich Aufträge, z.B. über die Geschichte des Kriminalromans oder den Heiligen Paulus. Ich wollte früher immer Schriftstellerin werden, habe Romane und Gedichte geschrieben. Seit ich erwachsen bin, lasse ich das. Ein Buch über Godesberg habe ich übrigens geschrieben, aber das ist vergriffen.
J.S.

Donnerstag, 01.12.2011

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