Volkmann, Robert (1815 - 1883)

aus kultur Nr. 59 - 10/2009

Der Zeitgenosse Johannes Brahms’ und Robert Schumanns wurde im sächsischen Lommatzsch als Sohn eines Kantors geboren. Schon früh mit Musik vertraut, erhielt er Gesangs-, Klavier-, Orgel, Violin- und Violoncellounterricht. Nachdem er 1833-35 das Lehrerseminar absolviert hatte, ging er im Jahr darauf nach Leipzig, wo er sich musikalisch bei Carl Friedrich Becker weiterbildete. Nach kurzzeitigen Anstellungen als Musiklehrer in Prag und Szemeréd (Ungarn), ließ sich Volkmann 1841 in Budapest nieder, wo er - abgesehen von einem vierjährigen Aufenthalt in Wien und einigen Reisen - bis zu seinem Tode blieb. Volkmann arbeitete u.a. als Korrespondent der Allgemeinen Wiener Musikzeitung und als Kantor des jüdischen Reformtempels, bevor er sich 1857 durch eine dauerhafte Vereinbarung mit dem Pester Verleger Gus­tav Heckenast ganz der Komposition widmen konnte. Erst 1875 folgte er einem Ruf als Professor für Komposition an die neugegründete Budapester Musikakademie. Volkmann erhielt zahlreiche Auszeichnungen; unter ihnen die Ehrenmitgliedschaft der Gesellschaft der Musikfreunde in Wien und die Aufnahme in die Berliner Akademie der Küns­te.
Volkmanns Werkverzeichnis umfasst 75 Opusnummern. Erste Aufmerksamkeit erregte sein Franz Liszt gewidmetes Klaviertrio op. 5 (1850), dem Hans von Bülow zum Durchbruch verhalf. Internationalen Ruhm rief seine erste Sinfonie op. 44 (1862/63) hervor, die auch heute noch überwiegend als seine bedeutendste gilt. Seinen Zeitgenossen waren außerdem vor allem die drei Streicherserenaden, die Klaviertrios, die Streichquartette und die Klaviermusik (besonders die zu vier Händen) bekannt. Für sein Lieblingsinstrument schrieb Volkmann ein Violoncellokonzert op. 33 (1853-55). Tschaikowski äußerte sich über den Komponisten: „Gestern habe ich mit großem Vergnügen einige Streicherserenaden von Volkmann durchgespielt. Ein sympathischer Komponist. Er hat viel Einfachheit und natürliche Schönheit...“
Auf der Grundlage einer kenntnisreichen Verehrung der musikalischen Tradition war Volkmann auch neuen Strömungen seiner Zeit gegenüber aufgeschlossen. Im damaligen Parteienstreit zwischen ‘Konservativen’ und ‘Neudeutschen’ (s.u.) erwarb er sich Anerkennung aus beiden Lagern, hielt sich aus der öffentlichen Diskussion jedoch heraus. „Die Einen halten mich immer noch für einen Zukunftsmusiker, während Andere einen Zopf an mir sehen wollen; was ist Ihre Meinung? Ich weiss nur so viel, dass ich weder Zukünftler noch Zopf sein will, sondern blos Volkmann, und das ist mein Malheur, so ‘ne Gesinnungslosigkeit verzeiht man schwer. Ich glaube ohne Vorurteil zu sein (nämlich in rebus music.), weil ich die guten Leistungen jeder Partei anerkenne, soweit mein Urteil reicht; aber ein echter Parteimann tadelt das, und so bin ich zu beklagen.“ (Volkmann an Edmund Singer, 1864)
Die Popularität des Komponisten dauerte noch einige Jahre nach seinem Tod an, bevor seine Werke schließlich ganz aus den Konzertsälen verschwanden. Erst in jüngeren Jahren ist, vor allem durch die Einspielungen des deutschen Labels cpo (classic production osnabrück), eine Volkmann-Renaissance zu verfolgen. E.H.

Hörtipps:
- Serenaden 1-3 / Carl Reinecke, Serenade in g; Deutsche Kammerakademie Neuss am Rhein, Johannes Goritzki, cpo.
- Complete Orchestral Works; Symphonies 1 & 2, Cello Concerto op. 33, Overture „Richard III“, Overture in C; Johannes Wohlmacher, Cello, Nordwestdeutsche Philharmonie, Werner Andreas Albert, cpo.
- Piano Trios op. 3 & op. 5, Beethoven Trio Ravensburg, cpo.

Mittwoch, 05.01.2011

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