Reger, Max (1873-1916)

aus kultur Nr. 8 - 6/2004

Das Leben des deutschen Komponisten Max Reger lässt sich vielleicht am treffendsten als von äußeren und inneren Zwängen bestimmt beschreiben. Um seinen Berufswunsch zu verwirklichen, musste sich der Komponist zunächst gegen den offensiven Widerstand seines Vaters durchsetzen. Fürsprecher wie Hugo Riemann, der später auch sein Lehrer wurde, ermöglichten schließlich eine entsprechende Ausbildung des jungen Talentes. Die mangelnde Anerkennung seiner Fähigkeiten durch die Familie machte ihm schließlich sein ganzes Leben lang zu schaffen. Diese mag der Grund für seine extreme Überempfindlichkeit gegen jegliche Kritik an seinen Werken, die an eine Art "Verfolgungswahn" grenzte, gewesen sein; ebenso wie seine lebenslange Titeljagd, die ihm jedoch nie Genugtuung verschaffte.
Als ess- und vor allem trinksüchtiger Mensch stand Reger immer wieder unter der Aufsicht zunächst seiner Familie, später seiner Ehefrau und von Freunden, was darin gipfelte, dass er nicht einmal ohne Begleitung spazieren gehen durfte.
Reger war das, was man heutzutage als "workaholic" bezeichnen würde. Er unterlag geradezu einem Kompositionszwang, kam zusätzlich seinen Verpflichtungen als Lehrer und Dirigent nach und war sein eigener unermüdlicher Konzertagent. Um sein enorm hohes Arbeitspensum zu bewältigen, unternahm der Komponist häufig Nachtreisen. In immer wiederkehrenden Lebenskrisen war Reger besonders produktiv. An seinen Kompositionen arbeitete er mitunter monatelang und dieser Prozess war auch nach der Drucklegung seiner Werke noch nicht abgeschlossen, da er immer wieder Änderungen veranlasste.
Als seine Vorbilder gelten Johann Sebastian Bach und Johannes Brahms, deren Kompositionsweise er gewissermaßen zu modernisieren versuchte. Die Komposition von Variationszyklen mit einer abschließenden und krönenden Schlussfuge gehört zu den "Spezialitäten" Regers. So entstanden Variationen über bekannte Themen anderer Komponisten, wie beispielsweise die "Hiller-", "Mozart-" und "Beethoven-Variationen". International bekannt wurde Reger vor allem durch seine Orgelwerke. Daneben existieren ein umfangreiches Liedschaffen sowie Orchesterkompositionen, Solokonzerte und Kammermusik.
Regers extrem artifizielle Kompositionsweise, die sich rein äußerlich durch einen dichten Satz mit einer unglaublichen Fülle von Vortragsbezeichnungen auszeichnet, wurde ihm manchmal als Selbstzweck ausgelegt und fand bei seinen Zeitgenossen nicht immer den gewünschten Anklang. Andererseits wurden Regers Werke bereits zu seinen Lebzeiten häufiger aufgeführt als die Kompositionen seiner Zeitgenossen. Die Verbindung traditioneller Kompositionsweisen und Gattungen mit einer modernen Harmonik verschaffte dem Komponisten eine gewisse Sonderstellung innerhalb der so genannten Neuen Musik. E.H.

Reger zum Nachlesen:
Rainer Cadenbach, Max Reger und seine Zeit, Laaber.
Helmut Wirth, Max Reger, in Selbstzeugnissen und Bilddokumenten dargestellt, Rohwolt.

Reger zum Hören:
- Sämtliche Orgelwerke, Rosalinde Haas, MDG.
- Geistliche Lieder, Klaus Mertens, Martin Haselböck, NCA.
- Sinfonietta op. 90, Burmeister, Dresden PO, RSO Leipzig, Bongartz, Eterna.

Dienstag, 25.02.2014

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