Nimsgern, Frank (*1969)

kultur 88 - Juli 2012


Der deutsche Komponist, Produzent und Jazzmusiker wurde in Saarbrücken geboren. Durch seinen Vater, einen international bekannten Opernsänger, lernte Nimsgern schon als Kind die Opernbühnen der großen Metropolen kennen. Bevor er sich für Musik begeisterte, malte und gestaltete Nimsgern Comics. Von 1975 bis ‘84 erhielt er klassischen Klavierunterricht; bis 1987 studierte er u.a. bei George Gruntz Komposition und Arrangement am Salzburger Mozarteum. Während seiner Ausbildung zum Jazzgitarristen nahm er Unterricht bei John Abercrombie und Mike Stern in Berkeley sowie bei Dave Liebman. Nimsgern arbeitete u.a. mit Barbara Thompson und Klaus Doldinger zusammen. Seine Vorbilder waren Miles Davis, Jim Hall und Bill Evans.
Auf der Bühne präsentierte sich Nimsgern mit seiner ersten Gruppe „Large“; über ein Engagement bei der „Christoph Spendel Group“ wechselte er ins Profilager. 1988 gründete der Musiker seine eigene Band, die „Frank Nimsgern Group“. Im Auftrag des Goethe-Instituts und der deutschen Botschaft gab Nimsgern mit seiner Band über 600 Konzerte weltweit. Im Jahre 1990 erschien sein Debütalbum Contrasts. 1993 erhielt er den Award als „Best Performing Live-Act“ in Jakarta.
Als Session Musiker (s.u.) spielte er über 35 Alben ein und absolvierte an die 1.200 Konzerte unter anderem mit und für Gino Vannelli, Billy Cobham, Pete York, Superdrumming und John Lord.
Als Musical Director war Nimsgern von 1994-96 für Chaka Khan tätig. Als Supervisor / Musical Director arbeitete er außerdem u.a. in London, Las Vegas, am Saarländischen Staatstheater, in München, Bonn und Berlin.
Die ersten Kompositionen Nimsgerns entstanden für Filme, das Fernsehen, die Werbung und Shows. Der Titelsong „Can you see the light“ für die Show von Siegfried & Roy in Las Vegas stammt ebenso von ihm wie die Musik zu zehn Tatort-Folgen in den Jahren 2000 – 2010. Nimsgern komponierte auch die Filmmusik des im Februar 2010 erstmals auf Pro 7 ausgestrahlten Mystery-Thrillers Hepzibah. Er schrieb die musikalische Untermalung für diverse Werbetrailer, u.a. für Carlsberg USA, Peugeot, Schwartau, Karlsberg und Langnese.
Die Serie von Kompositionen für das Musiktheater, zu denen Nimsgern meist selbst das musikdramatische Konzept gestaltet, begann 1998 mit seinem ersten Musical Paradise of Pain. Dieses Werk wurde vom SWR (ARD) verfilmt. Im Jahr darauf entstand Elements zur Feier des Jahrtausendwechsels im Berliner Friedrichstadt-Palast. Das Musical Poe gründet auf Ideen und Figuren aus den Geschichten von Edgar Allan Poe. Diese Komposition entstand 2004 zusammen mit Heinz Rudolf Kunze und wurde mehrfach ausgezeichnet. Nimsgerns Interpretation des klassischen Nibelungen-Mythos mit dem Titel Der Ring wurde im Dezember 2007 an der Bonner Oper uraufgeführt. SnoWhite (UA 2000), das eine etwas andere Sicht auf das Märchen Schneewittchen bietet, wird in der kommenden Spielzeit an der Oper Bonn zu sehen sein. Dies ist die erste Co-Produktion eines staatlichen Theaters mit Nimsgerns eigener Produktionsfirma „On Stage“.
SnoWhite wurde seit dem 22. Mai 2011 täglich auf dem Schiff der TUI Cruises „Mein Schiff 2“ mit Hannelore Elsner aufgeführt. Zur Schiffstaufe des Luxusliners „Mein Schiff 1“ der TUI Cruises im Mai 2009 erklang Nimsgerns Orchester-Suite Ocean of Love. Diese Komposition ist Teil der Show Aqua, deren Musik Nimsgern exklusiv für TUI Cruises mit dem Deutschen Filmorchester Babelsberg einspielte.
Für seine Arbeit wurde Frank Nimsgern mit der Goldenen Europa 2000 als bester Nachwuchskünstler und dem ARD-Fernsehpreis ausgezeichnet. Die Süddeutsche Zeitung (SZ) nannte ihn 2007 „den herausragenden deutschen Musical-Komponisten, dessen Kompositionen wirklich internationales Format haben.“
Nimsgerns Werke zeichnen sich durch eine Mischung aus klassischen Komponenten, Jazz, Rhythm & Blues, Pop und Rock aus. Sein letztes Musical Phantasma (2009) wurde von der SZ als „bislang reichste, kurzweiligste und raffinierteste Komposition“ bewertet. Diese musikalische Zeitreise durch das 20. Jahrhundert erzählt eine moderne Parabel vom hohen Preis, als Künstler Erfolg zu haben.
„Ich versuche stets meinen Kopf für Neues frei zu halten. Die Klassik-Welt hat meiner Meinung nach noch nicht registriert, dass die heutige Filmmusik die Fortsetzung der einstigen Spätromantik ist. Ich habe beide Musikrichtungen studiert und für mich macht es heute keinen großen Unterschied, ob ich mich mit Klassik oder Moderne beschäftige, da es für mich hauptsächlich auch um musikalische Energiefreisetzung geht.“ (Frank Nimsgern in Saar Report, 19.11.2009) E.H.

Hörtipps:
- Contrasts, Jazzline.
- Phantasma, Ariola.
- Poe, SOM.

Donnerstag, 12.09.2013

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