Mozart, Wolfgang Amadeus (1756 -1791)

kultur 34 – Februar 2007

„Wahre Wunder sind so selten, daß man davon spricht, wenn man einmal eins erlebt. Ein Kapellmeister aus Salzburg mit dem Namen Mozart ist hier kürzlich mit zwei Kindern von allerliebstem Anblick eingetroffen. Seine elfjährige Tochter spielt hinreißend Klavier; sie bewältigt die längsten und schwierigsten Stücke mit staunenswerter Sicherheit. Ihr Bruder, der im nächsten Februar sieben Jahre alt wird, ist ein so ungewöhnliches Wunderkind, daß man kaum glauben kann, was man mit seinen Augen sieht und mit seinen Ohren hört. Es fällt diesem Kind nicht schwer, mit größter Sicherheit die schwierigsten Stücke zu spielen, mit Händen, die kaum die Sexte greifen können; geradezu unglaublich ist es, ihn eine Stunde lang aus dem Kopfe spielen und sich der Eingebung seines Genies und einer Menge entzückender Einfälle überlassen zu sehen, die er zudem geschmackvoll und geordnet aufeinander folgen zu lassen weiß. (...) Mühelos liest er alle Noten, die man ihm vorlegt; er komponiert mit wunderbarer Leichtigkeit, ohne zum Klavier gehen und seine Akkorde suchen zu müssen. (...) Dieses Kind wird mich bestimmt noch närrisch machen, wenn ich es öfters höre; es zeigt mir, wie schwer es ist, sich vor Tollheit zu hüten, wenn man Wunder erlebt. Daß der heilige Paulus nach seiner seltsamen Vision den Kopf verlor, setzt mich nicht mehr in Erstaunen.“ Dieser Bericht über den jungen Wolfgang Amadeus Mozart stammt von dem Schriftsteller und Diplomaten Melchior Grimm (1723 - 1807). Er verdeutlicht anschaulich die Fähigkeiten und den Stellenwert des Komponisten, der zusammen mit seiner Schwester als „Wunderkind“ durch Europa reiste.
Mozart ist das siebte und letzte Kind des fürstbischöflichen Kammermusikers Leopold Mozart und seiner Ehefrau Anna Maria, geborene Pertl. Von den sechs Geschwistern überlebt außer ihm nur noch die fünf Jahre ältere Schwester Maria Anna (1751 - 1829), das berühmte „Nannerl“. Mozart wird auf die Namen Johann Chrysostomus Wolfgang Gottlieb getauft: Johannes Chrysostomus verweist auf den heiligen Kirchenlehrer und Patriarchen von Konstantinopel aus dem 4. Jahrhundert, dessen Namenstag am 27. Januar ist; Wolfgang soll nach dem Großvater mütterlicherseits der Rufname sein; Gottlieb übersetzt Mozart später ins Lateinische und gibt sich 1770 in Italien zunächst die italienische (Amadeo), ab 1777 die französische (Amadé) Namensform. Den lateinischen Namen Amadeus hat Mozart selbst nie verwendet.
Von seinem Vater Leopold unglaublich gefördert und der Öffentlichkeit präsentiert, unternimmt Mozart in jungen Jahren zahlreiche Reisen, die ihn durch ganz Europa führen, unter anderem dreimal nach Italien. Dies soll den Ruf des jungen Talentes festigen und zu einer festen Anstellung als Komponist führen. Im Jahre 1772 wird Mozart schließlich zum besoldeten Konzertmeister der Salzburger Hofmusik ernannt; 1778 zum Hoforganisten seiner Geburtsstadt. Mit seinem Dienstherren, Hieronymus Joseph de Paula Graf Colloredo, kommt es nach häufigen Zerwürfnissen zum endgültigen Bruch; Mozart kündigt seine Stellung und lässt sich im Jahre 1781 in Wien nieder, wo er bis zu seinem Tode lebt. Hier genießt er das gesellschaftliche Leben und gilt als begehrtester Klavierlehrer, hat aber auch wachsende Geldsorgen. Im darauf folgenden Jahr heiratet er Konstanze Weber, mit der er sechs Kinder haben wird, von denen zwei überleben.
In Wien lernt Mozart u.a. auch den 24 Jahre älteren Komponisten Joseph Haydn kennen, mit dem ihn eine lebenslange, von gegenseitiger Anerkennung und Wertschätzung geprägte Freundschaft verbindet. Während Mozart mit dem Nachfolger der Kaiserin Maria Theresia, Joseph II., einen musikliebenden Gönner hatte, interessiert sich Leopold II., der 1790 gekrönt wird, wenig für den Komponisten. Mehrere Angebote in demselben Jahr, mit Haydn zusammen nach London zu gehen, lässt Mozart ungenutzt.
In seinem letzten Lebensjahr entsteht das berühmte Requiem, welches unvollendet bleibt und von Mozarts Schüler Franz Xaver Süßmayer beendet wird. Der Komponist stirbt mit erst 35 Jahren und wird auf dem Friedhof St. Marx in einem Reihengrab dritter Klasse beigesetzt. Der genaue Ort seiner letzten Ruhestätte konnte schon nach 1800 nicht mehr bestimmt werden.
Mozart, der bereits mit fünf Jahren zu komponieren begann, hat für sein kurzes Leben eine unglaubliche Fülle von Kompositionen hinterlassen. Zu seinem eigenen Stil fand er durch Anregungen von Johann Christian Bach, den er mit zwölf Jahren kennen lernte, der so genannten Mannheimer Schule und Joseph Haydn. Seit Februar 1784 legte Mozart ein „Verzeichnis aller meiner Werke“ an, das Ludwig Alois Friedrich Ritter von Köchel zu dem so genannten KV vervollständigte.
Mit der Uraufführung des "Idomeneo" (1781 in München) etablierte sich Mozarts Ruf als Opernkomponist. "Die Hochzeit des Figaro" (1786), die u.a. in Prag umjubelt zur Aufführung kam, begründete schließlich Mozarts Welterfolg. Mit seinen sieben Meisterwerken in diesem Genre (von insgesamt 25 Bühnenwerken) ist Mozart auch heute noch der neben Verdi weltweit meist gespielte Opernkomponist. Darüber hinaus entstanden Sinfonien, Instrumentalkonzerte (unter ihnen 23 Klavierkonzerte), Kammermusik, Vokalwerke sowie seine berühmten Klaviersonaten für das Instrument, auf dem er selbst - außer Muzio Clementi (1752 - 1832) - als größter Virtuose seiner Zeit galt. E.H.

Zum Nachlesen:
Dirk Böttger, Wolfgang Amadeus Mozart, dtv portrait.
Stanley Sadie, Mozart, Metzler.

Zum Nachhören:
Große Messe c-moll, Gardiner, Philips.
Violinsonaten, Hahn, Zhu, Deutsche Grammophon.
Streichquartette u. -Quintette, Alban Berg Quartett, EMI.
Hornkonzerte 1-4, Seifert, von Karajan, Deutsche Grammophon.

Dienstag, 25.02.2014

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