Mendelssohn Bartholdy, Felix (1809-1847)

aus kultur Nr. 10 - Oktober 2004

Der Enkel des berühmten Aufklärungsphilosophen Moses Mendelssohn (1729-1786) (welchem Lessing in “Nathan der Weise“ 1779 ein bleibendes Denkmal setzte) war ein hochbegabtes Kind. Aufgewachsen in einem geistig und künstlerisch äußerst förderlichen Umfeld, gab Felix Mendelssohn Bartholdy bereits mit neun Jahren ein Privatkonzert und komponierte mit elf Jahren sein erstes Klavierstück. Auch beachtenswerte Zeichnungen und Gedichte sind aus seiner Kindheit belegt.
In seinen Jugendjahren lernt Mendelssohn im Elternhaus in Berlin, in dem regelmäßig Theaterspiele, literarische Lesungen und Sonntagskonzerte abgehalten werden, unter anderen A. v. Humboldt und G.W.F. Hegel kennen und schließt Freundschaft beispielsweise mit dem Schauspielerehepaar Devrient, dem Kritiker A.B. Marx oder dem Theologen J. Schubring. Die Verbindung zu Johann Wolfgang von Goethe wird während fünf längerer Besuche in den Jahren 1821-30 gefestigt.
Bereits im Jahre 1826 entsteht die Ouvertüre zu Shakespeares “Ein Sommernachtstraum“, das bis heute wohl populärste Werk des Komponisten. Im Alter von zwanzig Jahren unternimmt Mendelssohn seine erste Auslandsreise, der bis zu seinem Tod noch mehrere folgen sollten. Der Künstler bereist England, Schottland, Italien, Frankreich, Österreich, die Schweiz und lässt seine Eindrücke in Kompositionen einfließen (“Die Hebriden“, die “Italienische“ und die “Schottische Sinfonie“). In London feiert Mendelssohn große Erfolge mit der Leitung und Interpretation von Konzerten.
Als Dirigent des Leipziger Gewandhausorchesters und des Niederrheinischen Musikfestivals in Düsseldorf hat Mendelssohn eine weit in die Zukunft weisende Wirkung: Er setzt sich für die Wiederaufführung vergessener Werke ein (bereits 1829 schreibt Mendelssohn Musikgeschichte mit der legendären Aufführung der Matthäuspassion von Johann S. Bach), ebenso wie für die Förderung zeitgenössischer Komponisten, wie Robert Schumann und Hector Berlioz. Die Leistung des Orchesters steigert Mendelssohn unter anderem dadurch, dass er eine erhebliche Verbesserung der sozialen Lage seiner Mitglieder erwirken kann. Außerdem setzt der Dirigent das Auftreten namhafter und hervorragender Interpreten in seinen Konzerten durch, unter ihnen Clara Schumann und Franz Liszt.
Mendelssohns hoher Anspruch der Musik gegenüber macht auch vor seinen eigenen Kompositionen nicht halt. Er greift nahezu alle Formen und Gattungen auf und entwickelt diese in der ihm eigenen Musiksprache weiter, wobei er einige Werke immer wieder überarbeitet. Der Übertritt der jüdischen Familie Mendelssohn zum Christentum hat die Komposition zahlreicher geistlicher Werke zur Folge, unter ihnen die Oratorien “Elias“ und “Paulus“. Als sichtbares Zeichen dieses Glaubenswechsels steht übrigens der zweite Nachnahme Bartholdy.
Trotzdem führten antisemitische Tendenzen nach dem frühen Tod dieses hochgebildeten Künstlers zu einer Ignoranz und während der NS-Zeit zu einem Verbot seiner Werke. Eine angemessene Würdigung des Schaffens und Wirkens Mendelssohn Bartholdys konnte daher erst in den Nachkriegsjahren einsetzen. E.H.

zum Nachlesen:
- Hans Christoph Worbs, Felix Mendelssohn Bartholdy, mit Selbstzeugnissen und Bilddokumenten, Rowohlt.
- Für Musikinteressierte ab 10 J.: Gerda van Cleemput, Felix - Das Leben des Felix Mendelssohn Bartholdy, Urachhaus.
- Mendelssohn Bartholdy, Felix und Cecile (Hrsg.: Peter Ward Jones), Das Tagebuch der Hochzeitsreise nebst Briefen an die Familien, mit Abbildungen und drei Kompositionen von Felix Mendelssohn Bartholdy, B. Schott's & Söhne.

Dienstag, 25.02.2014

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