Hoffmeister, Franz Anton (1754 - 1812)

aus kultur Nr. 73 - 2/2011

„Geliebtester Bruder und Freund“ – so bezeichnete Ludwig van Beethoven den älteren Komponistenkollegen Franz Anton Hoffmeister im Januar 1801. Und Wolfgang Amadeus
Mozart widmete ihm eines seiner schönsten Streichquartette, das Hoffmeister-Quartett KV 499.
Der in Rottenburg am Neckar geborene Komponist war gleichzeitig auch Verleger und hatte auf diesem Wege Kontakt zu den beiden Größen der Musikgeschichte, von denen er Werke veröffentlichte. Franz Anton war das achte von insgesamt elf Kindern von Martin Hoffmeister und dessen Ehefrau Regina, geborene Nadler. Mit 14 Jahren reiste er nach Wien um dort Jura zu studieren, ging gleichzeitig aber auch seinen musikalischen Interessen nach. 1778 wurde er Kapellmeister des Grafen Franz von Szencsenyi, mit dem er sich drei Jahre in Ungarn aufhielt.
1784 gründete Hoffmeister in Wien zunächst gemeinsam mit dem Buchhändler Rudolf Gräffer einen Musikverlag. In dieser Zeit ergaben sich auch die persönlichen und geschäftlichen Beziehungen zu Mozart, den er auch mehrfach finanziell unterstützte. Da er als Verleger nicht immer erfolgreich war, veräußerte Hoffmeister 1795 einen großen Teil seiner Verlagswerke an Artaria.
Eine Konzertreise, die er 1798 zusammen mit dem Flötisten Franz Thurner unternahm, führte ihn unter anderem nach Leipzig. Dort lernte Hoffmeister den Organisten Ambrosius Kühnel kennen, mit dem er im Jahre 1800 einen weiteren Verlag, das Bureau de Musique, gründete. Seitdem hielt er sich wechselweise in Leipzig und Wien auf – seine Frau Theresia, geb. Haas, übernahm während seiner Abwesenheit die Geschäftsführung in Wien. Anfang 1805 schied er aus dem Leipziger Unternehmen aus, das 1814 in den Bestand des Verlags C.F. Peters überging, und kehrte endgültig nach Wien zurück. 1806 stellte er seine Verlagstätigkeit dort ebenfalls ein und verkaufte zahlreiche Verlagsartikel an die damals aufblühende Chemische Druckerey.
Hoffmeister gehörte zur Gründergeneration des Wiener Musikverlagswesens.
Neben Artaria war er zu dessen Lebzeiten der Hauptverleger Mozarts. Dem Bureau de Musique führte Hoffmeister u.a. den aufstrebenden Beethoven zu. Neben seinen eigenen Werken veröffentlichte Hoffmeister Kompositionen vieler Wiener Zeitgenossen, unter ihnen E.A. Förster, I. Pleyel, J.K. Vanhal und P. Wranitzky. Gemeinsam mit Kühnel gab Hoffmeister außerdem auf Pränumeration (s.u.) Werkreihen von Bach (Klaviermusik), Haydn (Quartette) und Mozart (Klavierwerke, Quartette und Quintette, teils in Bearbeitung) heraus, die für deren weitere Rezeption von großer Bedeutung waren. Hoffmeisters eigenes musikalisches Oeuvre ist sehr umfangreich und vielfältig: Er schrieb u.a. Vokalmusik, Bühnenwerke, Orchesterwerke, Kammermusik und Klaviermusik. Anfang der 1780er Jahre komponierte Hoffmeister zunächst wenig erfolgreich Opern und wandte sich anschließend der Instrumentalmusik zu. Nach 1790 versuchte sich zu etablieren. Mit Beginn des neuen Jahrhunderts erschienen erstmals größer dimensionierte Kammermusikwerke in Einzelausgaben. Emanuel Schikaneder verfasste den Text für seine damals bekannte Oper Der Königssohn von Ithaka. Im Bereich der Kammermusik komponierte er Werke in allen denkbaren und manch ausgefallenen Besetzungen. Von seinen mehreren hundert Werken sind viele verschollen; viele Kompositionen sind noch nicht aufgearbeitet, so dass es bisher kein vollständiges Werkverzeichnis gibt.
Zu seinen Lebzeiten waren Hoffmeisters Werke außerordentlich beliebt, was sich in der großen Zahl der Nachdrucke und Bearbeitungen und in den Besprechungen innerhalb und außerhalb der Fachpresse widerspiegelt. Er zählte zu den bemerkenswertesten und produktivsten Komponisten gehobener, kunstvoller Unterhaltungsmusik seiner Zeit. Hoffmeister berücksichtigte in seinen Werken überwiegend das Können und den Geschmack der musikliebenden Laienschaft. Aufgrund dieser Tatsache rückte er lange Zeit im Vergleich mit Mozart oder Beethoven in den Hintergrund. Die musikalische Praxis der Gegenwart findet jedoch wieder zunehmendes Interesse an einzelnen Werken und Werkgruppen des Komponisten. Das Konzert für Viola und Orchester in D-Dur ist heutzutage Pflichtstück für alle Bratschisten, die für die Aufnahme in ein Berufsorchester vorspielen. Die Musik Hoffmeisters zählt auch zum Standardrepertoire bei Flötisten und Klarinettisten
und bei vielerlei Besetzungen im Bereich der Kammermusik. 1998 wurde in Rottenburg die Franz Anton Hoffmeister-Gesellschaft gegründet. Ihr Ziel ist es, sowohl durch die Veranstaltung von Konzerten und Vorträgen als auch durch wissenschaftliche Veröffentlichungen, Sammlung und Archivierung, sowie Einspielungen auf Tonträgern die Werke Hoffmeisters zu bewahren und zu fördern. E.H.

Hörtipps:
- Complete Works for Viola, Pillai, Hogwood, Gulbenkian Orch. , Orchestra Lisabon, Oehms Classics.
- Clarinet Quartets, Dieter Klöcker, Members of the Vlach-Quartet Prag, cpo.
- Notturnos (Quintets) for Oboe, Horn, Bassoon and two Violas, Fuchs, Hefti, Sax, Rouilly, K. Richter, Tudor.

Dienstag, 01.02.2011

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