Chaminade, Cécile Louise Stéphanie (1857 - 1944)

aus kultur Nr. 41 - 11/2007

150 Jahre alt wäre die französische Komponistin und Pianistin am 8. August dieses Jahres geworden. Gebürtig aus einer Familie von Seefahrern zeigte Cécile Chaminade bereits früh musikalisches Talent. Sie erhielt ihren ersten Klavierunterricht von ihrer Mutter und komponierte mit acht Jahren geistliche Werke. Aufgrund der Fürsprache George Bizets wurde sie von Félix Le Couppey im Klavierspielen sowie von Augustin Savard und kurze Zeit auch von Benjamin Godard in Harmonielehre und Kontrapunkt unterrichtet. 1869 wurden ihre ersten Kompositionen - zwei Mazurken für Klavier - veröffentlicht. Einige ihrer Werke, wie die Suite d'orchestre op. 20 (1881), wurden in den Konzerten der Société nationale de musique, deren aktives Mitglied Chaminade seit 1879 war, aufgeführt. Ihre einaktige Opéra comique "Sévillane" wurde zuerst 1882 im Salon der Familie in der Rue de Rome in Paris aufgeführt.
Als Pianistin debütierte sie 1877 in der Salle Pleyel mit einem Klaviertrio von Charles-Marie Widor. Chaminade unternahm mehrere Konzertreisen, die sie im In- und Ausland bekannt machten: In den 1890er Jahren bereiste sie Belgien, die Schweiz und Deutschland; 1899 trat sie in den Ländern des Balkans, später sogar in der Türkei auf. 1892 spielte sie zum ersten Mal in der St. James's Hall in London und trug dabei ausschließlich eigene Werke vor. Am 28. Juni 1894 wurde sie erstmals von Königin Viktoria empfangen.
Im Mai 1907 reiste Chaminade in die USA, wo sie in der Carnegie Hall in New York und in vielen anderen Städten begeistert gefeiert wurde. Zu dieser Zeit kam es zur Gründung von Chaminade Clubs. Von der großen Popularität der Komponistin und Pianistin zeugen Postkarten mit ihrem Porträt und Toilettenartikel, die ihren Namen trugen.
In einem Vergleich Chaminades mit der französischen Komponistin Germaine Tailleferre (1892 - 1983) hebt Martin Cooper ihr/en „charm and talent“ hervor. Ihre zugleich extravagante und elegante Erscheinung trug zu ihrer großen Beliebtheit beim zeitgenössischen Publikum bei.
Zu ihren Lebzeiten war Cécile Chaminande vor allem für ihre zahlreichen Klavierwerke und Lieder bekannt. Ihre erfolgreichste Vokalkomposition war "L'Anneau d'argent" (1891), die eine Auflagenhöhe von 200.000 erreichte. Lieder wie "Viens, mon bien aimé" (1892) und "Ronde d'amour" (1895) sind zum Teil in vielen Bearbeitungen überliefert. Einige ihrer Werke waren auch als Musik für Stummfilme beliebt. Viele Klavierkompostionen Chaminades sind Charakterstücke, die einen melodiebetonten und einfachen Satz bevorzugen und sich dadurch auch für den Unterricht eignen. Chaminade komponierte auch Werke für 2 Klaviere oder Klavier vierhändig sowie für Orgel, wie die Préludes op. 78/1 und 2 (1895).
Neben zwei Bühnenwerken entstanden noch wenige Orchesterwerke, unter ihnen "Les Amazones" op. 26 für Solo, Chor und Orchester (1888), sowie Kammermusik, von der das Concertino für Flöte und Klavier op. 107 (1902) - eine Auftragskomposition des Conservatoire - am bekanntesten ist.
Während in den letzten Jahren unserer Zeit eine regelrechte „Chaminade-Renaissance“ einsetzte, gerieten ihre Werke nach ihrem Tode weitestgehend in Vergessenheit. Zudem teilte sie das Schicksal vieler komponierender Frauen, die in Musiklexika nicht aufgeführt wurden. 1913 verlieh die französische Regierung Cécile Chaminade für ihre musikalischen Verdienste den Orden der Ehrenlegion. E.H.

Zum Nachlesen:
- Citron, Marcia. 1988. Cécile Chaminade: a Bio-Bibliography. Connecticut. Greenwood Press,
- Tardif, Cécile. 1993. Portrait de Cécile Chaminade. Montreal. Louise Courteau.

Zum Nachhören:
- Piano Portrait of Cécile Chaminade, Christina Harnisch.
- Mon Coeur Chante! The Songs of Cécile Chaminade, Alaina Warren Zachary, R. Stewart Powell.

Mittwoch, 05.01.2011

Zurück

Merkliste

Veranstaltung

Momentan befinden sich keine Einträge in Ihrer Merkliste.


Letzte Aktualisierung: 24.04.2024 21:01 Uhr     © 2024 Theatergemeinde BONN | Bonner Talweg 10 | 53113 Bonn