Bernstein, Leonard (1918 - 1990)

kultur Nr. 17 - 5/2005

Ebenso wie der 18 Jahre ältere und im gleichen Jahr gestorbene Komponist Aaron Copland war Leonard Bernstein der Sohn russisch-jüdischer Einwanderer. Er kam in Lawrence / Massachusetts zur Welt und entdeckte seine Begeisterung für Musik mit zehn Jahren, als seine Tante ein Klavier in seinem Elternhaus unterstellte. Gegen den Widerstand seines Vaters, der ihn gerne als nachfolgenden Leiter seiner Fabrik für Friseurbedarf gesehen hätte, studierte Bernstein an der Harvard University u.a. bei dem Komponisten Walter Piston, später am Curtis Institute Klavier bei Isabell Vengerova und Dirigieren bei Fritz Reiner. Großen Einfluss auf den jungen Musiker übte der Dirigent Sergej Kussewitzky (Leiter des Boston Symphony Orchestra) aus, dessen Assistent Bernstein 1942 wurde. Im Jahre 1943 erhielt Bernstein eine Stellung als zweiter Dirigent des New York Philharmonic Orchestra. Am 14. November dieses Jahres feierte er sein Aufsehen erregendes Debüt mit diesem Orchester in der Carnegie Hall, als er für den erkrankten Bruno Walter einsprang. Dieses Konzert wurde auch landesweit im Rundfunk übertragen.
Leonard Bernstein war von 1945 - 48 Chefdirigent des New York City Symphony Orchestra und von 1958 - 69 des New York Philharmonic Orchestra. Darüber hinaus trat er als Gastdirigent vieler verschiedener namhafter Orchester auf, unter ihnen der Wiener Philharmoniker. Bernstein brachte alle Arten von Musik zur Aufführung; klassische, moderne; ernste- und Unterhaltungsmusik. Seine Aufführungen der Sinfonien Mahlers lösten eine neue Phase der Mahler-Rezeption aus. Er produzierte eine eigene, umfangreiche Reihe von Musikeinspielungen, die "Bernstein-Edition".
Kennzeichnend für seine temperamentvolle Persönlichkeit, die sich auch in einem ganz besonderen Dirigierstil äußerte, waren seine musikpädagogischen Ambitionen für eine breite Öffentlichkeit. Ab dem Jahre 1958 wurden die "Young People's Concerts", Konzerte für Jugendliche mit Erläuterungen, im Fernsehen übertragen. Sein 1961 veröffentlichtes Buch "Joy of Music" (Freude an der Musik), eine leicht verständliche Einführung für Freunde der Musik, wurde in kürzester Zeit ein Bestseller.
Als Komponist machte sich Bernstein vor allem mit seinem 1957 entstandenen Musical "West Side Story" einen Namen, einer Übertragung des Romeo und Julia - Stoffes auf das Milieu jugendlicher Straßengangs in New York. Darüber hinaus entstanden drei Sinfonien, Bühnenstücke, Ballette und Kompositionen für verschiedene Besetzungen. Eine Vorliebe für das Vokale und Tänzerische zieht sich durch sein gesamtes kompositorisches Schaffen. Dabei bevorzugt Bernstein eine freizügig gehandhabte Tonalität und bekennt sich ausdrücklich zu einem Eklektizismus (der Übernahme und Verarbeitung Ideen anderer Komponisten), der ihm von europäischen Kritikern häufig vorgeworfen wurde. Auch Jazz-Elemente finden immer wieder Eingang in seine Kompositionen.
Bernstein ist einer der wenigen amerikanischen Komponisten und Dirigenten, die ausschließlich in den USA ausgebildet wurden. Er war übrigens der erste amerikanische Dirigent der eine Aufführung an der Mailänder Scala leitete - im Jahre 1953 Cherubinis "Medea" mit Maria Callas in der Titelrolle. E.H.

Zum Nachlesen:
Leonard Bernstein, Konzert für junge Leute, Die Welt der Musik in 15 Kapiteln, Bertelsmann.
Peter Gradenwitz, Leonard Bernstein. 1918-1990, Unendliche Vielfalt eines Musikers, Schott.

Zum Nachhören:
Leonard Bernstein, West Side Story, Natalie Wood, Richard Beymer, Sony.
-, Klavierwerke, Thomas Lanners, Centaur.
Bernstein conducts Bernstein, Ludwig, Foss, Caballe, Kremer, Israel PO, Los Angeles PO, New York PO, Deutsche Grammophon.

Dienstag, 25.02.2014

Zurück

Merkliste

Veranstaltung

Momentan befinden sich keine Einträge in Ihrer Merkliste.


Letzte Aktualisierung: 20.04.2024 15:01 Uhr     © 2024 Theatergemeinde BONN | Bonner Talweg 10 | 53113 Bonn