Benatzky, Ralph (1884 -1957)

kultur 31 - November 2006

Der überwiegend als Operettenkomponist berühmt gewordene Ralph (Rudolf Franz Josef) Benatzky wurde in Mährisch-Budwitz (Moravské Budejovice) geboren. Er war das erste Kind des Volksschullehrers Joseph Benatzky und dessen Frau Konstanze. Schon früh zeigten sich ein auffallendes Sprachtalent und eine außergewöhnliche musikalische Begabung. Seinen ersten Klavierunterricht erhielt er von seinem Vater; in jungen Jahren komponierte er bereits Märsche und schrieb Gedichte.
Nach einer Ausbildung zum Leutnant an der Landwehrkadettenschule in Wien studierte Benatzky in München Germanistik und promovierte über das Thema „Goethe und das Volkslied“. Dass Benatzky in dieser Zeit auch bei Felix Mottl Musik studiert haben soll, ist eine Legende. Sein Leben zwischen Universität und Bohème schmückte der Komponist selbst in seinem autobiographischen Roman "In Dur und Moll" aus.
Als Musiker mehr oder weniger Autodidakt, als Lyriker bereits in einigen Zeitschriften erfolgreich, nutzte Benatzky seine Doppelbegabung zunächst auf dem Gebiet des Chansons. Im Jahre 1914 traf er auf die Interpretin, die seinen Namen in diesem Genre berühmt machen sollte: Josma Selim, die der Komponist noch im gleichen Jahr heiratete. Mit ihr trat Benatzky äußerst erfolgreich in europäischen Hauptstädten mit einem eigenen Chanson-Programm namens "Heitere Muse" auf.
Mit seinen ersten Operettenkompositionen wie "Walzer von heute Nacht" oder "Liebe im Schnee" hatte Benatzky nicht den gewünschten durchschlagenden Erfolg, so dass er 1927 nach Berlin übersiedelte, wo er endlich in der neu aufkommenden Revueoperette Fuß fasste. In dieser von Erik Charell erfundenen Operettenform entwickelt sich eine Folge von Bildern an einem losen dramatischen Faden. Die Revueoperette verwendet die in der amerikanischen Unterhaltungskultur übliche arbeitsteilige Produktionsweise, wodurch das in dieser Zeit entstandene berühmteste Werk Benatzkys, "Im weißen Rößl" (1930), für das er die kompositorische Verantwortung trug, nur teilweise von ihm selbst stammt. Die auch heute noch bekannteste Operette Benatzkys wurde später mehrmals verfilmt, u.a. mit Peter Alexander und Hans Moser. Der große Erfolg dieses Werkes ermöglichte es dem Komponisten 1932 im schweizerischen Thun eine Villa zu erwerben, wo er sich mit seiner zweiten Frau, der Tänzerin Melanie ("Kirschi") Hoffmann, niederließ.
Mit Werken wie "Bezauberndes Fräulein", (1933), "Der König mit dem Regenschirm" (1935) oder "Axel an der Himmelstüre" (1936) rief Benatzky schließlich eine Renaissance des musikalischen kleinen Lustspiels hervor. Dieses befasst sich mit leichten, komödiantischen Gegenwartsthemen und verwendet lediglich ein kleines Orchester. Die Komposition "Axel an der Himmelstüre" stand am Beginn der Karriere von Zarah Leander.
Benatzkys besondere Begabung liegt in der kleinen Form; die Grundlage seines Schaffens ist das Chanson. Die unbekümmerte Musizierfreude seiner Kompositionen und ihr besonderer Schwung machen ihren großen Reiz aus. Benatzky versteht es, Stimmungen auf die Bühne zu zaubern, die ihre Wirkung beim Publikum nicht verfehlen. Seine Textbücher sind dabei voller Humor.
Im Jahre 1940 ging Benatzky ins amerikanische Exil, wo er einen Vertrag mit Metro Goldwyn Mayer abschloss. Er schrieb die Musik zu zahlreichen Filmen und war als Dirigent seiner eigenen Kapelle im WHOM (amerikanischer Radiosender) tätig, die dort jeden Tag eine halbe Stunde mit wechselndem Programm spielte. Der ersehnte große Erfolg blieb jedoch aus, so dass Benatzky 1946 wieder nach Europa zurückkehrte. Er lebte zurückgezogen in Zürich, wo er 11 Jahre später in einem Sanatorium an einem Herzschlag starb. Beigesetzt wurde der Komponist in St. Wolfgang, dem Ort, dessen Ehrenbürger er war, und welcher der Schauplatz seines erfolgreichsten Werkes "Im weißen Rößl" ist. E.H.

Zum Nachlesen:
• Fritz Henneberg, Es muß was wunderbares sein ..., Ralph Benatzky, Zwischen Weißem Rößl und Hollywood, Zsolnay.

Zum Nachhören:
• R. Benatzky, Im weissen Rössl, EMI.
• -, Bezauberndes Fräulein, Preiser Records.
• -, Was jede Köchin summt, Operetten-Schlager in historischen Aufnahmen, edel.Grammophon.

Dienstag, 25.02.2014

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